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 Interviews
Markus Offline



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13.11.2010 16:10
Analyse Nachbericht Interview Statistik Diashow Tabelle Heiko Westermann im Interview Samstag, 13.11.2010 "Das ist mir das größt Antworten

Eine 0:2-Niederlage beim Tabellenführer Borussia Dortmund mag angesichts der Hamburger Verletztenmisere vom bloßen Ergebnis her noch verzeihlich sein - dennoch war HSV-Kapitän Heiko Westermann restlos bedient ob der enttäuschenden Leistung seiner Mannschaft.

Auch eine Stunde nach dem Schlusspfiff ging Westermanns Blick mehr ins Leere als in die Augen des Gegenübers - das Interview.

SPOX: Sie wirken zutiefst enttäuscht, fast schon desillusioniert. Ging es in der Kabine entsprechend totenstill zu, oder wurde es auch laut?

Heiko Westermann: Jeder musste erst einmal das Spiel verarbeiten. Es ging anderen wohl auch so, dass man eine solche Niederlage und einen solchen Auftritt nicht erklären kann. Ich weiß nicht, was wir da gemacht haben, aber wir haben auf keinen Fall Fußball gespielt.
Die besten Bilder des 12. Spieltags
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Dortmund - Hamburg 2:0: Die erste Halbzeit war geprägt von Hektik und Nervosität - Lukasz Piszczek (l.) und Hamburgs Paolo Guerrero im Zweikampf
© Getty
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SPOX: Was genau macht Sie so ratlos?

Westermann: Wir haben letzte Woche ein Spiel gedreht. Nicht gegen irgendjemanden, sondern gegen Hoffenheim - und dann kommt wieder so etwas.

SPOX: Worin lag der Schlüssel für die dritte Niederlage aus den letzten vier Pflichtspielen?

Westermann: Wir haben 90 Minuten lang einfach zu wenig investiert.

SPOX: Auch wenn es platt klingt: Eine Frage der Einstellung?

Westermann: Nein, das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Wir waren aus welchen Gründen auch immer nicht aktiv genug und haben zu wenig unternommen, um Dortmund überhaupt in Gefahr zu bringen. Uns gelangen ja wichtige Ballgewinne und wir hätten sogar Platz gehabt, um nach vorne etwas zu bewegen, aber wir haben die Räume nicht genutzt. Das müssen wir uns schonungslos vorwerfen.

SPOX: Die Mannschaft wirkte zu verunsichert, um offensiv etwas zu wagen. Stimmt der Eindruck?

Westermann: Verunsichert? Das kann ja nicht sein! Wir haben am Spieltag zuvor Hoffenheim in einer überzeugenden Art und Weise 2:1 besiegt, das darf man nicht vergessen.
Heiko Westermann Hamburger SV Niederlage Borussia Dortmund Ratlosigkeit

SPOX: Dennoch muss es einen Grund geben, dass Hamburg so unkonstant ist.

Westermann: Genau diese Berg- und Talfahrt ist mir das größte Rätsel. Der Erfolg über Hoffenheim ist nach solchen Auftritten wie in Dortmund fast schon wertlos geworden. Wir müssen endlich unseren Ansprüchen gerecht werden.

SPOX: Wollten Sie in der zweiten Halbzeit die Mannschaft aufrütteln, indem Sie sich in einigen Szenen entschlossen mit nach vorne einschalteten?

Westermann: Es ging nicht viel, deswegen habe ich es versucht. Aber das hilft mir und den anderen auch nicht weiter. Es war von uns allen einfach viel zu wenig.

Markus Offline



Beiträge: 691

05.12.2010 00:11
#2 "Laufen, laufen und noch schneller laufen" Antworten

Volker Finke entdeckte Jonathan Pitroipa als Teenager und prophezeite ihm eine große Zukunft. Beim Hamburger SV scheint der 24-Jährige inzwischen auf dem richtigen Weg zu sein. Im SPOX-Interview spricht Pitroipa über seine große Leidenschaft Musik, sein ganz besonderes Talent und die Probleme des HSV.
Jonathan Pitroipa und SPOX-Reporter Benny Semmler in Hamburg
Jonathan Pitroipa und SPOX-Reporter Benny Semmler in Hamburg
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SPOX: Jonathan Pitroipa, im Internet finden sich zuhauf Musikstücke von und mit Ihnen. Sind Sie ein guter Sänger?

Jonathan Pitroipa: Ich singe tatsächlich sehr viel und sehr gerne. Gerade wenn ich zu Hause bin, singe ich fast immer. Wie gut ich wirklich bin, kann ich aber gar nicht sagen. Das Singen ist einfach mein großes Hobby.

SPOX: Hier (zum Video) machen Sie als Musiker eine grandiose Figur.

Pitroipa: Na ja, das war ein tolles Projekt mit unserer Nationalmannschaft. Viele Sänger in Burkina Faso haben an dem Song gearbeitet, wollten etwas Großes für das Land gemeinsam mit den Nationalspielern auf die Beine stellen. Später kam das Video dazu. Ja, das war eine richtig gute Sache.

SPOX: Wie wichtig ist Ihnen Musik?

Pitroipa: Musik ist Spaß und für jeden Menschen ein großer Schatz. Mein Ipod ist voll mit afrikanischer Musik - und noch ein bisschen Hip-Hop. Ich höre so oft es geht gute Musik. Nach dem Training, im Auto, daheim. Dann denke ich oft an die Zeit, die ich im Kreis unserer Nationalmannschaft hatte. Wir sind da eine junge und besondere Gemeinschaft, die glücklich über die gemeinsamen Tage im Jahr ist. Zudem sind wir nicht nur gute Fußballer, sondern auch noch sehr musikalisch (lacht). Mit den Songs auf dem Ipod rufe ich mir diese schönen Erinnerungen immer wieder ab.

SPOX: Wissen Sie eigentlich, wie schnell Sie auf 100 Meter sind?

Pitroipa: Nein. Ich weiß es nicht. Man hat das noch nie gemessen.

SPOX: Viele halten Sie für den schnellsten Spieler der Bundesliga.

Pitroipa: Ich denke, man kann das nicht so leicht bestimmen. In der Bundesliga gibt es sicher viele Spieler, die extrem schnell sind. Man müsste das mal messen. Aber ich wäre vorne dabei - da bin ich mir sicher.
Das ist Jonathan Pitroipa

*12.04.1986 in Ouagadougou (Burkina Faso)

Größe:

1,76 Meter

Stationen:

bis 2004: Planete Champion Ouagadougou

2004-2008: SC Freiburg

seit 2008: Hamburger SV

Länderspiele:

16 Einsätze / 1 Tor

Bundesliga:

65 Einsätze / 6 Tore, 8 Assists



Jonathan Pitroipa im Steckbrief

SPOX: Woher kommt diese sagenhafte Dynamik?

Pitroipa: Training.

SPOX: Sie haben trainiert, schneller zu laufen? Die meisten trainieren Freistöße oder neue Tricks.

Pitroipa: Ich weiß. Aber in der Ausbildung an der Akademie in Burkina Faso bin ich jeden Tag sehr, sehr viel gelaufen. Ich wollte immer schneller als die anderen sein, habe nach dem Training noch an meinen Sprintfähigkeiten gearbeitet. Ich wollte immer laufen, laufen und noch schneller laufen.

SPOX: Nun haben Sie einen Spiel-Stil, der nicht zu kopieren ist.

Pitroipa: Danke. Und mittlerweile bin ich sehr froh darüber, dass ich diese Stärke habe.

SPOX: Für Profiverhältnisse ist Ihr Körper sehr schmächtig. Ist das manchmal ein Nachteil?

Pitroipa: Ich kann das nicht ändern. Fast alle in meiner Familie sehen so aus wie ich. Mein Vater ist auch sehr schmal. Das ist nun mal so. Nur ich will das auch gar nicht ändern. Mein Spiel braucht doch diese Leichtigkeit.

SPOX: "Jonathan ist einer für den großen Fußball", prophezeite Ihr Entdecker Volker Finke vor Jahren - trotz Ihres Fliegengewichts. Würden Sie ihm zustimmen?

Pitroipa: Herr Finke sah mich und sagte, dass ich auf dem Weg zu einem besonderen Fußballer bin. Da war ich 17 und spielte ein Turnier an der Akademie in Burkina Faso. Danach brachte er mich in den Profifußball.

SPOX: Armin Veh ist nicht nur ein großer Son-Fan, auch wenn er auf Jonathan Pitroipa angesprochen wird, scheint es ihm sehr gut zu gehen. Er bekommt dann dieses kleine Grinsen.

Pitroipa: Ja, ich habe eine gute Beziehung zu unserem Trainer. Im Sommer hat er zu mir gesagt, dass meine Stärken gut für den HSV sind. Dieses Vertrauen ist die Basis für meine jetzige Freude am Fußball.

Ich glaube an dieses Team und an den HSV. Ich glaube auch, dass wir unter die besten fünf Mannschaften kommen. Momentan kommen Jungs wie Heung-Min Son nach, die unglaublich positiv auf die Stimmung wirken.



Jonathan Pitroipa

SPOX: Um ein Haar hätten Sie im Sommer Hamburg wieder verlassen. Ein Wechsel zu Olympique Lyon bahnte sich an.

Pitroipa: Als Profifußballer möchte man regelmäßig spielen, das war bei mir damals nicht der Fall. Aber Armin Veh wollte mich nicht gehen lassen. Er hat mir im Sommer gesagt: Bleib hier, wir brauchen dich.

SPOX: Er wollte Sie schon damals vom SC Freiburg zum VfB Stuttgart holen.

Pitroipa: Ich habe mich sehr gefreut, dass er unser Trainer wurde. Er hat mir von Anfang an das Vertrauen gegeben. Das ist sehr wichtig für mich.

SPOX: Ist nur der Trainer schuld - oder warum brauchten Sie fast ein Jahr, um beim HSV durchzustarten?

Pitroipa: Wichtig ist, dass ich jetzt das Vertrauen spüre und zuletzt gute Leistungen gezeigt habe. Davor war es schwerer für mich, doch so ist das eben im Fußball. Der eine Trainer findet dich gut, der andere nicht so.

SPOX: Das ist wie dem HSV. Mal läuft es, mal nicht. Sie sind seit zwei Jahren ein Teil des Teams. Wie würden Sie die Lage beschreiben?

Pitroipa: Der HSV ist ein großer Verein mit Ansprüchen. Wir wollen und müssen immer oben in der Tabelle stehen. Ist das nicht der Fall, sind wir nicht zufrieden - und die Fans natürlich auch nicht. Aber glauben Sie mir, wir brennen alle darauf, dass es in dieser Saison mit dem internationalen Geschäft klappt. Wir wollen das unbedingt.

SPOX: Nur: Die Kritik am Team ist seit langer Zeit dieselbe: Fehlende Leidenschaft und mangelnder Teamgeist. Was sagen Sie, warum kommt der Verein nie richtig in Tritt?

Pitroipa: Ich glaube an dieses Team und an den HSV. Ich glaube auch, dass wir unter die besten fünf Mannschaften kommen. Momentan kommen Jungs wie Heung-Min Son nach, die unglaublich positiv auf die Stimmung wirken. Problematisch ist, dass wir im Laufe der Saison nicht wirklich konstant aufgetreten sind, wir hatten zu viele Schwankungen. Wir müssen auf dem Platz einfach mehr füreinander da sein, Fehler des anderen auffangen und den Schritt mehr machen. Gerade auf dem Niveau ist es wichtig, dass wir als echte Einheit arbeiten.

SPOX: Als Sie am 11. Spieltag gegen Hoffenheim nach 74 Minuten den Platz verließen, erhoben sich alle Zuschauer von den Plätzen und klatschte Beifall. Was haben Sie da gedacht?

Pitroipa: Wenn 50.000 Zuschauer von deiner Arbeit begeistert sind - das ist ein Gefühl, das kann man gar nicht erklären, da muss man selber Fußballer sein, um das zu verstehen. Erst ein paar Minuten nach der Auswechslung habe ich gedacht: Das war ein großartiger Moment, das ist doch das Größte überhaupt für einen Fußballer. Jetzt musst du noch mehr trainieren, damit du die Menschen immer wieder glücklich machen kannst.

SPOX: Sie sind jetzt 24, kamen schon mit 18 Jahren nach Deutschland. Kennen Sie manchmal noch das Heimweh-Gefühl?

Pitroipa: Ja, ein kleines bisschen Heimweh gibt es immer. Ich bin zwar schon eine Weile in Deutschland. Aber so oft es geht, fliege ich nach Afrika. Ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, zehn Jahre hier zu bleiben und nie nach Afrika zu fliegen. Dort sind alle wichtigen Menschen: die Familie, meine Freunde und Bekannte. Wenn ich nicht nach Afrika kann, fehlt mir immer was. Und bald ist Weihnachten...
Bundesliga-Ranking: Mittelfeld rechts
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Jonathan Pitroipa, 24, seit 2008 beim Hamburger SV
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SPOX: Halten Sie in Hamburg Kontakt zu anderen Afrikanern?

Pitroipa: Kontakt ist wichtig - aber es ist auch schwer, Kontakte zu knüpfen. Denn einerseits konzentriere ich mich ja voll auf meine Arbeit, den Fußball. Andererseits braucht man auch Menschen, mit denen man nicht über Fußball spricht. Mein bester Freund hat zum Beispiel in Deutschland studiert, mit ihm kann ich über andere Dinge sprechen, über kulturelle und soziale Projekte in Afrika. Das ist mir wichtig. Leider habe ich in Hamburg nicht so viele enge Freunde - höchstens drei, vier Leute aus Burkina Faso, mit denen ich gelegentlich telefoniere. Deswegen sind gemütliche Runden sehr, sehr selten.

SPOX: Sind Sie gerade ein glücklicher Fußballer, aber ein trauriger Mensch?

Pitroipa: Nein. Auf keinen Fall. Ich fühle mich in Hamburg sehr wohl und lebe gerne hier. Die Fans geben mir ein gutes Gefühl, das Stadion ist immer voll. Vor zehn Jahren habe ich immer davon geträumt, bei so einem Verein zu spielen. Als Fußballer gibt es nichts Schöneres, als in so einem herrlichen Stadion zu spielen und alle schreien für dein Team. Nein, nein - ich bin alles - aber nicht traurig.

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SPOX: Sie wurden an einer Fußballakademie in Ouagadougou ausgebildet. Wie muss man sich die Ausbildung vorstellen?

Pitroipa: Für mich war es ein großes Glück, dass ich dort gelandet bin. Dort werden ja nicht nur fußballerische Fähigkeiten entwickelt - auch menschlich habe ich sehr viel fürs Leben gelernt. Ich musste mich früh selber organisieren, wurde so sehr schnell selbstständig. Außerdem hat man dort sehr genau auf die Leistungen in der Schule geachtet. Es bringt dir ja nichts, wenn man nur ein guter Fußballer ist. Leider ist die Akademie irgendwann geschlossen worden. Das Geld fehlte...

SPOX: ... können Sie nicht helfen? Sie sind doch in einer günstigen Lage.

Pitroipa: ... deswegen haben ich vor drei Jahren mit Winfried Sanou die Akademie Planete Champions International wieder ins Leben gerufen. Jetzt läuft die Akademie wieder. Ich hoffe, dass wir schon in naher Zukunft wieder positive Schlagzeilen mit der Schule schreiben werden.

SPOX: Der nächste Pitroipa ist in Arbeit.

Pitroipa: Na ja, es ist nicht wichtig, dass da möglichst große Fußballer entstehen. Wir möchten den jungen Menschen lediglich eine Chance geben, ein schönes Leben zu führen. Im Idealfall mit Fußball. Aber auch wenn der Profivertrag nicht kommt, sollen die Schüler für das Leben vorbereitet sein.

SPOX: Zum Schluss noch eine spezielle Frage: In Burkina Faso sind fast alle Menschen mit dem Fahrrad unterwegs. Sie wurden in Hamburg noch nie mit dem Fahrrad gesichtet.

Pitroipa: Das stimmt. In Burkina Faso fahren tatsächlich ganz viele Menschen Fahrrad oder Mofa. Als kleiner Junge bin ich auch jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Und die Schule war zehn Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Aber in Hamburg sind zu viele Autos unterwegs, es gibt viele Ampeln - da ist das Fahrradfahren auch nicht so angenehm.

Markus Offline



Beiträge: 691

17.01.2011 22:04
#3 Wolfgang Hesl: »Zum Training kommen die Nachbarn« Antworten

Beim HSV hatte Wolfgang Hesl im Sommer keine Perspektive mehr. Mit der SV Ried steht der junge Keeper an der Tabellenspitze der Österreichischen Bundesliga. Wir sprachen mit ihm über die Winterpause, Kulturangebote und Enttäuschungen.
Der ehemalige HSV-Keeper über den SV Ried - Wolfgang Hesl: »Zum Training kommen die Nachbarn«


Wolfgang Hesl, Ihre Kollegen in der deutschen Bundesliga spielen am Samstag schon wieder. Sie dagegen fahren mit der SV Ried ins Trainingslager. Würden Sie gerne tauschen?

Wolfgang Hesl: Nein, weil die kurze Vorbereitung in der Bundesliga nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Wenn, dann muss man das richtig machen oder gar nicht. Die Pause in der deutschen Bundesliga ist zu kurz, um sich zu regenerieren. Als Spieler brauchst du bei dem Spielplan auch mal eine Pause. Wenn ich sehe, dass der HSV in der kuzen Zeit für fünf Tage nach Dubai fliegt, ist das natürlich auch eine Belastung. Bei uns ist es ideal, wir spielen unser erstes Spiel sogar erst im Februar.

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Ihre Winterpause dauert acht Wochen?

Wolfgang Hesl: Wir fangen eigentlich wieder bei null an, da braucht man natürlich eine gewisse Zeit. Letzte Woche waren wir im Lauftrainingslager in Bad Füssig, dann fliegen wir in die Türkei und machen noch ein paar Testspiele.

Und wie zufrieden sind Sie mit dem Kulturangebot? Nach Ihrer Zeit in der Metropole Hamburg sind Sie nun in der 11.000-Einwohner-Kleinstadt Ried. Wird Ihnen da nicht langweilig?

Wolfgang Hesl: Überhaupt nicht. Auch Ried hat seine Vorteile. Ich mag die schöne Landschaft und die Menschen mit ihrer sympathischen Art. Sie sind offener und netter, hier kennt jeder jeden. In Ried ist eben alles zwei Nummern kleiner. In Hamburg kamen schon mal 200 Leute zum Training, in Ried sind es manchmal nur zwei und das sind die Nachbarn.

Und doch ist die SV Ried ist überraschend Herbstmeister geworden. Gibt es denn wenigstens ein wenig Euphorie in der Stadt ?

Wolfgang Hesl: Es ist unglaublich, was hier passiert. Unsere Heimspiele waren bis auf eine Partie gegen Mattersburg immer ausverkauft. Die Stimmung in der Keine Sorgen Arena ist sensationell. Wir spielen vor circa 8.000 Zuschauer, aber manchmal habe ich das Gefühl dass 30.000 Zuschauer da sind.

Was war Ihr Highlight bisher?

Wolfgang Hesl: Mein erstes Spiel für den SV Ried gegen Rapid Wien, wir gewannen 3:1. Unsere Bilanz gegen Rapid war nicht gerade gut, deshalb war der Sieg auch besonders schön. In schöner Erinnerung ist mir auch unser letzten Heimspiel gegen die Wiener Neustadt geblieben. Nach dem Spiel feierten wir 20 Minuten mit unseren Fans die Herbstmeisterschaft.

Sie sind seit Ende September 2010 in Ried. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?

Wolfgang Hesl: Nicht wirklich. Ich kannte viele Spieler gar nicht.

Momentan beträgt der Vorsprung auf Graz und Red Bull Salzburg vier Punkte. Wie realistisch sind die Chancen, dass Ried auch am Saisonende oben steht?

Wolfgang Hesl: Die ersten fünf Spielen werden entscheidend sein. Träumen ist ja erlaubt, aber wir müssen auch realistisch sein. Das Saisonziel heißt jedes Jahr Klassenerhalt und das wird auch bis Ende der Saison so bleiben.

Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Fußballländern Österreich und Deutschland?

Wolfgang Hesl: Hier wird viel mehr Wert auf Standards gesetzt. Wir trainieren wir sie täglich. Aber sonst ist die Spielweise ähnlich. Rapid, Austria Wien, Sturm Graz und Red Bull Salzburg haben Bundesliga-Niveau, der Rest könnte in der 2. Bundesliga mithalten. Österreich braucht sich auf keinen Fall zu verstecken.

Sie sind bis Ende der Saison vom HSV ausgeliehen. Können Sie sich eine Rückkehr nach Hamburg vorstellen?

Wolfgang Hesl: Nein. Die Option Hamburg schließe ich aus. Dafür ist einfach zu viel kaputt gegangen. Der Sommer 2010 war sportlich gesehen eine Enttäuschung.

Was genau ist schief gelaufen?

Wolfgang Hesl: Ich hatte vor fast genau einem Jahr meinen auslaufenden Vertrag um zwei Jahre verlängert, mit der Aussicht Frank Rost zu beerben. Dann wurden die Planungen über den Haufen geworfen und ich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Sie meinen die Verpflichtung von Jaroslav Drobny?

Wolfgang Hesl: Ja. Das war ja auch keine Idee von heute auf morgen. So ein Transfer braucht auch eine gewisse Anlaufzeit, daher war es für mich eine große Enttäuschung.

Besteht noch Kontakt zum HSV?

Wolfgang Hesl: Zu ein paar Spielern und Bastian Reinhardt. Der erkundigt sich ab und zu.

Wie bewerten Sie die Hinrunde der Mannschaft?

Wolfgang Hesl: Die Mannschaft hatte natürlich sehr viel Pech mit Verletzungen. Dadurch konnte das Team nie konstant spielen, und so wächst der Druck. Hamburg ist eben kein einfaches Pflaster.

Würden Sie auch in Ried bleiben?

Wolfgang Hesl: Da muss man sich in den kommenden Monaten mal zusammensetzen. Ich würde gerne bleiben. Ich bin hier glücklich.

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