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Dieses Thema hat 7 Antworten
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Markus Offline



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27.11.2010 16:33
2. Bundesliga Antworten

Hertha BSC ist in eine kleine Krise geschlittert. Eine Woche nach dem 0:2 beim VfL Osnabrück kassierte die Mannschaft von Trainer Markus Babbel mit einem 0:2 im Spitzenspiel gegen den MSV Duisburg seine erste Heimniederlage der Saison.

Damit verpasste es Berlin, die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga zurückzuerobern.

Die Berliner, die von ihren letzten vier Spielen nur eins gewonnen haben, fielen auf den Relegationsplatz drei zurück, da der MSV aufgrund der besseren Tordifferenz vorbeizog. Am Sonntag kann Aufsteiger Erzgebirge Aue durch einen Erfolg im Ostderby bei Energie Cottbus seinen Vorsprung von einem Punkt auf das Verfolgerduo ausbauen.

Vor 32.052 Zuschauern im Olympiastadion sorgte Olcay Sahan in der 52. Minute mit seinem vierten Saisontreffer für die MSV-Führung. Nachdem Hertha-Torwart Marco Sejna den Ball nach einem Lupfer von Filip Trojan an die Querlatte gelenkt hatte, war Sahan zur Stelle.
Baljak macht alles klar

Srdjan Baljak schloss kurz vor dem Abpfiff einen Konter zur Entscheidung ab (85.). Für Duisburg war es der erste Sieg in Berlin seit 1984.

Bereits vor der Pause hatte der MSV die Gastgeber vor erhebliche Probleme gestellt. Olivier Veigneau, Stefan Maierhofer und Baljak hatten jeweils die Möglichkeit, Duisburg in Front zu bringen.
MSV Duisburg Hertha BSC 14. Spieltag Olcay Sahan Srdjan Baljak Markus Babbel
Reguläres Tor nicht gegeben

Roman Hubnik vergab auf der anderen Seite eine gute Chance für die Hertha, die in der 37. Minute über das vermeintliche 1:0 jubelte. Aber der Treffer von Waleri Domowtschiski wurde zu Unrecht wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.

Nach dem Seitenwechsel bestimmten die Duisburger das Geschehen und hätten durch Baljak schon in der 59. Minute auf 2:0 erhöhen müssen, er verfehlte das Ziel aber um wenige Zentimeter. Die Berliner erhöhten in der Schlussphase zwar nochmal den Druck, blieben aber immer wieder hängen.

Markus Offline



Beiträge: 691

25.12.2010 12:49
#2 Aufschwung Ost und Alm-Gate Antworten

Überraschungsteam Aue prägte die Vorrunde der 2. Liga genauso wie Cottbus-Goalgetter Nils Petersen. Ein Rückblick auf die ersten 17 Spieltage der Saison mit dem Spiel, dem Comeback, der Aufholjagd der Vorrunde, einem bayerischen Wirtschaftskrimi und vielem mehr.

Das Team der Hinrunde: Auch wenn den Veilchen zuletzt etwas die Puste ausging, kann man es nicht anders als sensationell nennen, was der Aufsteiger auf die Plätze der Republik zauberte - pardon - kämpfte. 31 Punkte aus 16 Spielen hat der braven Truppe des mitunter spröden Rico Schmitt keiner zugetraut. Mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Frankfurt wäre Aue sogar Herbstmeister (zur Tabelle). "Ich bin stolz, dass ich das erleben darf", sagte ein verzückte Altmeister Enrico Kern Mitte November im SPOX-Interview.

Der Spieler der Hinrunde: Bayern, Schalke, Leverkusen - sie alle fragten schon mal wegen ihm an. Die Blackburn Rovers aus der Premier League und Hoffenheim legten sogar einen ordentlichen Batzen Bares auf den Tisch. Doch Nils Petersen blieb Energie Cottbus treu. Atemberaubend war sein Start mit sieben Toren in den ersten fünf Spielen. Danach erlebte er einige Aufs und Abs, wie sie ganz normal sind für einen jungen Burschen (Petersen wurde am 6. Dezember 22 Jahre alt) am Anfang seiner Profikarriere. Doch insgesamt stehen elf Tore und zwei Vorlagen zu Buche für den kopfballstarken Mittelstürmer (zur Torjägerliste). Petersen ist der Anführer der besten Offensive der zweiten Liga und in der nächsten Saison mit großer Wahrscheinlichkeit erstklassig. So oder so.

Nils Petersen im SPOX-Porträt

Das Spiel der Hinrunde: Zugegeben, an das 7:6 zwischen dem FCK und Meppen vom 11. Juni 1997 kommt es nicht heran, doch ging es am 13. September dieses Jahres im Cottbuser Stadion der Freundschaft zwischen Energie und dem KSC mindestens genauso verrückt zu. Petersen schoss den Gastgeber mit dem frühesten Tor der Klubgeschichte schon nach 19 Sekunden in Führung, und Marc-Andre Kruska erhöhte nach einer guten Viertelstunde, als die Karlsruher Gäste immer noch im Tiefschlaf lagen. Einmal wachgerüttelt, trafen die Badener aber plötzlich wie am Fließband: Vier Treffer in 14 Minuten bedeuteten eine komfortable Pausenführung. Nach dem 2:5 durch Timo Staffeldt in der 55. Minute zweifelte wohl niemand mehr an einer Heimpleite für Energie. Doch dann hatten die Lausitzer ihre verrückten sieben Minuten: Jiayi Shao, Petersen und Jules Reimerink stellten auf 5:5. Danach war noch massig Zeit, 17 Minuten plus Nachspielzeit, doch alle Beteiligten hatten offenbar genug durchgemacht. Unglaublich trocken analysierten damals die Trainer. Cottbus' Wollitz: "Wir haben nicht so organisiert gespielt." Karlsruhes Schupp: "Wir müssen weiter lernen, wie man Tore verhindert."
2. Liga - Best of Hinrunde
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Mit der Atmo braucht sich die 2. Liga vor niemandem zu verstecken. Das Niederrheinstadion Oberhausen grüßt San Siro
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Das Spiel der Hinrunde II: Beim Super-Spitzenspiel in Augsburg zwischen dem FCA und Hertha BSC ging es fußballerisch bei weitem nicht so hoch her wie weiland in Cottbus, aber unterhaltsam war's schon und definitiv einer Erwähnung wert: Zwei Tore und vier Platzverweise teilte man sich brüderlich, wobei Augsburgs Daniel Baier mit glatt Rot sieben Minuten nach seiner Einwechslung eine Extra-Erwähnung gebührt.

Die Enttäuschung der Hinrunde: 2 Siege, 1 Unentschieden, 14 Niederlagen. Diese Bilanz von Arminia Bielefeld ist nichts anderes als ein Desaster. Es ist die schlechteste Vorrundenbilanz seit Einführung der Dreipunkteregel zur Saison 1995/1996. Nachdem es mit Christian Ziege nicht lief, übernahm Ewald Lienen Anfang November den Posten des Cheftrainers auf der Alm. Und Lienen startete gewaltig durch mit einem 2:1-Heimsieg gegen den VfL Osnabrück. Kurios war allerdings, dass die Osnabrücker alle Tore des Nachmittags selbst erzielten, einmal ins richtige, zwei Mal ins falsche Tor. Doch Lienens Traumstart entpuppte sich mehr als Strohfeuer denn als Wendepunkt. Seitdem gab's fünf Pleiten bei 2:13 Toren. Kleiner Trost: Der FSV Frankfurt war 1994/1995 noch schlechter: nur drei Punkte in der Vorrunde. Noch ein Trost: Die Rückrunde wird super. Garantiert. Aufsichtsratsmitglied Alexander Geilhaupt in der "Neuen Westfälischen" auf die Frage, ob er an den Klassenerhalt glaube: "Selbstverständlich. Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Rückrunde mindestens 30 Punkte holen."

Das Comeback der Hinrunde: Wie gut es sein kann, in schweren Zeiten auch mal kühlen Kopf zu bewahren, zeigte Fortuna Düsseldorf. Der Saisonstart war katastrophal. Sechs Niederlagen am Stück in der Liga, dazu das Aus im Pokal. Doch die Vereinsführung blieb ruhig. Statt den Trainer in aller Öffentlichkeit in Frage zu stellen, stärkte man Norbert Meier samt Manager Wolf Werner den Rücken. Auch die Fans hielten den angeschlagenen Verantwortlichen die Stange. So kam die Wende in Osnabrück mit einem 3:2-Sieg und eine Woche später kletterte die Fortuna nach einem 1:0 über Augsburg sogar schon vom letzten auf den 16. Tabellenplatz. Inzwischen ist man bei 22 Punkten und im Mittelfeld angekommen. Tendenz steigend. Bemerkenswert: Seit Osnabrück spielte Düsseldorf in zehn Spielen sieben Mal zu null. Aktuell ist man seit sechseinhalb Stunden ohne Gegentor.
Die Toptorjäger der Zweitliga-Saison 2010/2011
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Rang 1: Nils Petersen (21) von Energie Cottbus (11 Tore). 2009 wechselte er vom FC Carl Zeiss Jena in die Niederlausitz
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Die Aufholjagd der Hinrunde: Am 15. Oktober war der Tiefpunkt erreicht. Nach sehr gutem Saisonstart hatte der FCA gerade seine vierte Pleite in Folge kassiert. 0:1 in Düsseldorf, Absturz auf Platz elf, neun Punkte Rückstand auf den Zweiten Fürth bzw. zehn auf Spitzenreiter Hertha. Die Aufgabenstellung für das darauffolgende Heimspiel gegen Union war klar: Unbedingt gewinnen, egal wie. Und die Wende gelang - doch wusste eigentlich keiner genau, wie man das Spiel noch gedreht hatte. Union führte 1:0, als Augsburgs Uwe Möhrle den Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne drosch. Die Kugel hüpfte etwa am Elfmeterpunkt auf und von dort ins Berliner Tor, weil Keeper Jan Glinker planlos durch seinen Strafraum eierte. In der dritten Minute der Nachspielzeit markierte dann Stephan Hain mit dem Hinterkopf den Siegtreffer. "Es war ein unverdienter Sieg, ein Dusel-Sieg", fasste FCA-Manager Andreas Rettig hinterher treffend zusammen. Doch es war der Wendepunkt. Augsburg ist seitdem ungeschlagen und gewann sechs von acht Spielen. Der Lohn: Platz 1 vor der Hertha.

Augsburgs Stephan Hain im SPOX-Porträt

Das Finanzloch der Hinrunde: Es wäre ja auch zu viel verlangt gewesen, vom TSV 1860 München nur sportliche Schlagzeilen in dieser Saison zu erwarten. Nein, einen kleinen Wirtschaftskrimi gibt's immer gratis mit dazu. Wegen eines fehlerhaften Lizenzantrags wurden den Löwen Mitte Oktober mit sofortiger Wirkung zwei Punkte abgezogen. Eine milde Strafe, schließlich hatte auch der Entzug der Spielerlaubnis zur Debatte gestanden.
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* Bielefeld leiht Duo von 1860 aus
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* Union macht Schritt aus dem Keller

Der neue Geschäftsführer Robert Niemann atmete tief durch und verwies auf seinen Vorgänger Manfred Stoffers, der in der Verantwortung stand, als die maladen Unterlagen an den Verband gingen. "Das kann ich mir nicht erklären. Ich habe mich nie unkorrekt verhalten und auch nie gegen DFL-Richtlinien verstoßen", war natürlich Stoffers Reaktion auf die DFL-Strafe. Niemann ist mittlerweile auch schon Geschichte an der Grünwalder Straße. Sein Nachfolger Robert Schäfer ist der siebte Löwen-Geschäftsführer der letzten sechs Jahre. Aktuell liegt das Sechzig-Hauptaugenmerk auf dem Sanierungsprozess. Es gilt, die großen finanziellen Probleme schnellstmöglich zu beheben. Sportlich hält man sich ganz wacker. Nur sechs Punkte fehlen zum Relegationsplatz, acht auf einen Aufstiegsrang. Doch wäre es nicht verwunderlich, wenn man in der Rückserie wieder im grauen Niemandsland der Tabelle verschwinden würde, schließlich sind Spielerverkäufe bei entsprechenden Angeboten unumgänglich.

Markus Offline



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16.01.2011 22:03
#3 Der geheime Investor von Hertha BSC Antworten

Hertha BSC werden von einem geheimen Investor acht Millionen Euro in Aussicht gestellt. Für den Klub, der wieder in die Bundesliga aufsteigen will, ist der Deal von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Geschenkt bekommt er das Geld aber nicht.
Mutti, der Mann mit dem Geld ist da - Der geheime Investor von Hertha BSC


Irgendwie musste Herthas Finanzchef Ingo Schiller an Weihnachten denken – und an Ostern. Für den 45 Jahre alten Betriebswirt dürfte am Donnerstag der seltene Fall des Zusammentreffens beider Feierlichkeiten auf einen Tag eingetreten sein. Dazu muss man wissen, das der von ihm mitverantwortete Verein in den Genuss von viel Geld gekommen ist. Genauer gesagt, kommen wird. Acht Millionen Euro werden dem wirtschaftlich angeschlagenen Zweitligisten zufließen. Einfach so, per Banküberweisung. Und das ist schon deshalb gut, weil so etwas sehr, sehr selten passiert.

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Das letzte Mal, als Hertha eine größere Gutschrift in dieser Höhe auf der Habenseite verbuchen konnte, liegt gut acht Jahre zurück.

Damals zahlte der FC Bayern München etwas mehr als neun Millionen an Hertha. Das war die für einen Wechsel festgeschriebene Ablösesumme für den früheren Spieler Sebastian Deisler. Seitdem krebst Hertha mehr oder minder defizitär durch die Geschäftsjahre. Derzeit ächzt der Klub unter einer Schuldenlast von fast 38 Millionen Euro und einem negativen Eigenkapital von 6,5 Millionen.

Mitte März müssen jene Unterlagen bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eingereicht sein, die darüber entscheiden, ob Hertha eine Lizenz für die kommende Spielzeit erhält. Der Berliner Klub, der vom zweiten Tabellenplatz aus am kommenden Montag in die Rückrunde der Zweitligasaison startet, wird für beide Ligen Unterlagen einreichen. Niemand weiß im März, ob Hertha in der Spielzeit 2011/12 in der Bundesliga oder aber ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga spielt. Besonders deshalb ist die Nachricht von den in Aussicht stehenden acht Millionen Euro so gut für Hertha.

»Das ist eine Meilenstein«, sagte Schiller dem Tagesspiegel. »Das erhöht die Sicherheit und wird die Planungen für die kommende Saison ernorm erleichtern.« Wie zu erfahren ist, kann die Summe als »Eigenmittelzufluss« gehandhabt werden. Das heißt, es handelt sich um frisches Kapital, das dem Verein zufließt. Allerdings sind die Verträge noch nicht unterzeichnet, weshalb Hertha keine weiteren Angaben über Namen, Inhalte und Bedingungen machen will. Sollte es so kommen wie geplant, dann wird Hertha diese Summe »vollumfänglich« zur Reduzierung der Verbindlichkeiten einsetzen, wie Schiller gestern sagte.

Das Präsidium von Hertha BSC stimmte dem Deal bereits zu

Für Hertha BSC ist der Deal von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem für den Fall, dass die Berliner den angestrebten Aufstieg im Mai nicht schaffen sollten. Für diesen Fall würden massive Einschnitte für die kommende Saison drohen. Zudem dürfte es der DFL leichter fallen, den Berlinern trotz eines Nicht-Aufstiegs eine Lizenz zu erteilen. Eine der Bedingungen der DFL lautet, dass sich das negative Eigenkapital zu verkleinern hat.

Das neunköpfige Präsidium Herthas hat diesen Deal bereits zugestimmt. Bis zum 15. März, dem Abgabetermin der Lizenzunterlagen bei der DFL, wird der Vertrag über die acht Millionen Euro unterschrieben sein. »Spätestens«, sagt Schiller. Denn dann kann Hertha diesen Zufluss für die kommende Spielzeit noch geltend machen. Bis zum 31. Dezember 2011 muss das Geld geflossen sein – bis dahin hat Hertha auch Zeit, die Auflagen der DFL zu erfüllen.

Geschenkt bekommt Hertha das Geld nicht

Herthas Finanzchef wollte zu den Details des Deals keine weitere Auskunft geben, sagte aber, dass es sich hierbei um »keine Schenkung« handelt. Es steht allerdings außer Frage, dass ein Investor, eine Privatperson oder aber eine Gesellschaft, wie in diesem Fall, so viel Geld nicht ohne Gegenleistung bereit stellt. Wenn der Vertrag unterzeichnet ist, will Hertha Stellung beziehen.

Markus Offline



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19.02.2011 17:21
#4 Ewald Lienen im Interview Freitag, 18.02.2011 "Zunahmen an Frechheit und Überheblichkeit" Antworten

Mit Arminia Bielefeld steht Trainer-Urgestein Ewald Lienen auf dem letzten Tabellenplatz der zweiten Liga. Mit SPOX spricht der Coach allerdings weniger über die Ostwestfalen, sondern über Charaktereigenschaften junger Spieler im Wandel der Zeit. Lienen über veränderte Werte, Ideale sowie das Söldnertum im Profifußball.

SPOX: Sie haben im Winter viele neue Spieler verpflichtet, der Erfolg hat sich aber noch nicht eingestellt. Wie bewerten Sie die Neuen?

Ewald Lienen: Es gibt positive Ansätze, aber es ist natürlich so, dass fünf, sechs neue Spieler nicht so leicht integrierbar sind. Wir haben es eine Hinrunde lang mit dem Personal probiert, das wir hatten und haben damit gerade einmal sieben Punkte geholt. Es gab keine Alternative zum Schritt, den Kader mit Neuverpflichtungen zu verstärken. Denn mit welchem Ansatzpunkt hätte man sagen können, dass die Spieler, die 17 Partien lang - selbst bei guten Spielen - ihre Torchancen nicht genutzt haben und hinten zu viele Fehler gemacht haben, uns plötzlich aus der Misere holen? Es gab keine Alternative. Trotzdem ist klar: Winter-Neuzugänge sind meist Spieler, die anderswo auch nur selten zum Einsatz gekommen sind und denen der Spielrhythmus fehlt. Wir haben die Qualität verbessert, dennoch braucht es Zeit, bis diese Spieler stabil sind und Woche für Woche eine Topleistung abrufen können.

SPOX: Durch die aktuelle finanzielle Situation arbeiten Sie auch notgedrungen mit vielen jungen Spielern zusammen. Ist es so, dass sich Einstellung und charakterliche Eigenschaften der heutigen Generation im Vergleich zu früher verändert haben?

"Ich denke, dass gerade die älteren Spieler nicht mehr diese Richtlinienkompetenz an den Tag legen, wie es früher der Fall war."

Ewald Lienen

Lienen: Wir haben eine ganz andere Gesellschaft bekommen. Die jungen Menschen wachsen heute unter ganz anderen Bedingungen auf. Viele Ideale und Werte spielen nicht mehr so die Rolle, wie es damals der Fall war. Die ganze Kommunikationsgesellschaft mit Privatfernsehen, Internet und so weiter: Das sind alles Dinge, die die Entwicklung junger Menschen beeinflusst haben. Daher kann man das nicht zwangsläufig mit früher vergleichen. Es gab auch damals junge Spieler, die sich nicht so verhalten haben, wie man es sich gewünscht hätte.

SPOX: Was hat sich also konkret geändert?

Lienen: Das Fehlverhalten einzelner hat damals nicht jeder mitbekommen. Heutzutage ist das mit dieser Medienvielfalt nicht mehr geheim zu halten, wenn jemand über die Stränge schlägt. Was sich aber ganz klar verändert hat ist, dass früher klarere Hierarchien und Strukturen in Mannschaften existierten. Wenn junge Spieler irgendwelche Verhaltensweisen zeigten, die nicht genehm und angesagt waren, dann hat es sofort entsprechende Reaktionen von älteren und erfahrenen Spielern aus der Mannschaft gegeben, die diese Sache unter Kontrolle gebracht haben. Der Faktor an Frechheit und leichter Überheblichkeit hat heute sicherlich zugenommen. Was abgenommen hat, ist die prompte Reaktion aus dem Kader von Spielern, die die ganze Sache früher unter Kontrolle gehalten hätten. Auch da hat es sich im Laufe der Zeit bemerkbar gemacht, was sich in unserer Gesellschaft verändert hat. Ich denke, dass gerade die älteren Spieler nicht mehr diese Richtlinienkompetenz an den Tag legen, wie es früher der Fall war.

SPOX: Müssen Sie dann als Trainer eingreifen und diese Strukturen schaffen? Oder denken Sie, dass man diese Entwicklung nun einmal so hinnehmen muss?

Lienen: Nein, das müssen wir überhaupt nicht hinnehmen. Da greife ich ein, da greifen wir alle im Team ein und da fordern wir von unseren älteren, erfahrenen sogenannten Führungsspielern natürlich auch entsprechende Verhaltensweisen ein.
2. Liga - Best of Hinrunde
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Mit der Atmo braucht sich die 2. Liga vor niemandem zu verstecken. Das Niederrheinstadion Oberhausen grüßt San Siro
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SPOX: Manchmal hat man das Gefühl, dass den jungen Spielern Aussehen und Außenwirkung wichtiger erscheint, als ein gutes Spiel abzuliefern. Inwieweit tolerieren Sie so etwas als Trainer?

Lienen: Wir beobachten solche Dinge natürlich. Man muss sich das im Einzelfall anschauen und dementsprechend bewerten. Wie ich schon gesagt habe, die Werte verändern sich. Früher, in den 60er, 70er Jahren, war Fußball für uns extrem wichtig, da gab es nichts außer Fußball. Heutzutage musst du mit dem Fernsehen, Internet und zigtausend anderen Dingen konkurrieren, die auf die Jugendlichen einprasseln. Dieser Hunger nach Erfolg und diese brutale Ausrichtung auf den Fußball sowie die Verinnerlichung der Bedeutung dieses Spiels, das gibt es heute nicht mehr so, wie es früher einmal der Fall war. Das wird alles mehr zu einem Job. Und die Spieler, die total hungrig sind - oft sind sie aus anderen Ländern oder aus Deutschland mit einem entsprechenden Migrationshintergrund - und für die der Fußball vielleicht noch die einzige Möglichkeit ist, sich gesellschaftlich gut zu positionieren, bei denen merkt man, dass sie Vorteile und einen Vorsprung gegenüber denjenigen haben, die nur ein bisschen mitspielen wollen.

SPOX: Und wie sieht es beim deutschen Nachwuchs aus?

Lienen: Wir haben durch unsere Nachwuchsarbeit mittlerweile ein ungeheures Reservoir an Talenten bekommen, was zwischenzeitlich ja so nicht der Fall war. Das lag sicher nicht daran, dass alle auf den Bolzplätzen spielen, sondern weil in den Vereinen - angeregt vom DFB, von Stützpunkten etc. - eine unglaubliche Nachwuchsarbeit initiiert worden ist, die so langsam die ersten Früchte trägt. Bei diesen Spielern wird auch darauf geachtet, dass eine entsprechende charakterliche Funktion da ist und Werte eingehalten werden. Aber wir bewegen uns trotzdem nicht im luftleeren Raum und es wird immer wieder Spieler geben, die aus Verhältnissen kommen, bei denen diese Werte nicht stimmen und die zwar Talent haben, die sich aber mit ihrem Verhalten im Weg stehen werden. Da sind wir gefordert, dem entgegenzusteuern.

SPOX: Jefferson Farfan und Demba Ba haben in den vergangenen Wochen mit ihrem Verhalten Schlagzeilen geschrieben. Wie würden Sie als Trainer mit solchen Spielern umgehen?

Lienen: Ich kenne den Fall Jefferson Farfan nicht ganz genau. Ich weiß nur, dass Demba Ba gesagt haben soll, dass er weg will, sonst wird er nicht mehr spielen. Wenn sich jemand so verhält, dann musst du ihm mit der ganzen Härte der gesetzlichen Möglichkeit entgegentreten. Das sind natürlich Leute, die nicht mehr tragbar sind und da ist es besser, man sucht sich jemand anderen. Wenn jemand wie Ba aus Afrika kommt und plötzlich das Doppelte verdienen kann, obwohl er schon sehr gut verdient, dann sagt er sich anscheinend, dass das für ihn wichtiger ist. Wie schon gesagt, das hat es früher so nicht gegeben, da wurde auf Werte geachtet und es gab auch diese riesigen Geldmengen nicht, die heute im Umlauf sind. Geld verdirbt manchmal den Charakter.
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* Bochums Lauf geht weiter
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* MSV verlängert mit Sasic und Hübner

SPOX: Haben Sie einen ähnlich Fall auch schon einmal erlebt?

Lienen: 1994 habe ich mal beim MSV Duisburg einen Spieler verpflichten wollen: Emmanuel Amunike, ein nigerianischer Nationalspieler. Ich hatte ihn schon unter Vertrag genommen und er wäre für uns ein Traumspieler gewesen. Der ist dann nach der WM aber gar nicht mehr gekommen. Er hat mich angerufen und erzählt, der liebe Gott hätte ihm gesagt, lieber zu Sporting Lissabon zu gehen - die würden ihm viel mehr Geld geben. Am Ende hat die FIFA entschieden, dass ich ihn abgeben muss und dann haben wir lediglich eine Transferentschädigung bekommen. Es gab also damals auch schon solche Leute, die machen konnten, was sie wollten. Mit solchen Leuten kann man natürlich nicht zusammenarbeiten.

SPOX: Welche Möglichkeiten bleiben dem Verein denn dann noch, sich vor so einem Verhalten zu schützen? Sitzen die Spieler nicht immer am längeren Hebel?

Lienen: Nein, überhaupt nicht. Das Problem ist: Wenn der nächste Verein sofort Schlange steht, um so einem charakterlosen Gesellen einen dicken Vertrag vor die Nase zu halten, dann ist man natürlich der Angeschmierte. Ich würde solchen Leuten mit allem entgegentreten, was möglich ist. Man muss natürlich bei einer fristlosen Kündigung aufpassen, da man unter Umständen auch die Transferrechte verlieren kann. Aber ich glaube, dass die rechtlichen Möglichkeiten ausreichen, solchen Leuten das Handwerk zu legen.

Markus Offline



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26.02.2011 15:42
#5 Hertha-Schützenfest auf dem Tivoli Antworten

Spitzenreiter Hertha BSC Berlin hat seine Vormachtstellung in der 2. Bundesliga eindrucksvoll unter Beweis gestellt und die Verfolger weiter auf Distanz gehalten.

Der Bundesligaabsteiger feierte mit 5:0 (3:0) seinen siebten Auswärtssieg in dieser Saison und bleibt damit auch nach dem 24. Spieltag Tabellenführer im Unterhaus. Fabian Lustenberger (10.), Adrián Ramos (33., 59.) mit seinen Saisontoren neun und zehn, Pierre-Michel Lasogga (36.) und Nikita Rukavytsya (56.) sorgten für das Torfestival auf dem Tivoli.

Die Alemannia bleibt nach ihrer höchsten Saisonniederlage im gesicherten Mittelfeld. Zuvor hatte die Alemannia nur gegen St. Pauli in der vergangenen Saison schon mal so eine hohe Niederlage im Unterhaus kassiert.
Todesstoß schon vor der Pause

Fünf Tage nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Energie Cottbus präsentierte sich das Team von Trainer Markus Babbel vor 20.000 Zuschauern am Tivoli von Beginn an sehr dominant und stellte die Hausherren vor große Probleme. Nach dem 1:0 durch Lustenberger, der von Ramos glänzend in Szene gesetzt wurde, brauchten die Gastgeber einige Zeit, um den Schock zu verdauen.

Die Alemannia kam nach 20 Minuten zwar besser ins Spiel, zwingende Torchancen gab es aber nicht. Die Hertha nutzte dann durch Ramos eine Unaufmerksamkeit in der Alemannia-Abwehr eiskalt aus.
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Lasogga mit seinem achten Saisontor versetzte Aachen noch vor der Pause den nächsten Nadelstich.
Herthas höchster Saisonsieg

Nach dem Seitenwechsel war die Alemannia, die zuvor viermal hintereinander nicht verloren hatte, nur noch um Schadensbegrenzug bemüht. Die Berliner hatten aber nach wie vor leichtes Spiel und kamen noch zu ihrem höchsten Saisonsieg.

Ramos und Rukavytsya verdienten sich bei der Hertha die Bestnoten. Auf Seiten der Aachen konnte Zoltán Stieber annähernd überzeugen.

Markus Offline



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03.03.2011 21:19
#6 Harald Gärtner im Interview Mittwoch, 02.03.2011 "Wir werden uns etablieren" Antworten

Harald Gärtner ist Sportdirektor beim stark abstiegsgefährdeten FC Ingolstadt 04. Im Interview spricht er über die Beziehung des Klubs zum Förder-Konzern Audi, den gescheiterten Transfer des verhinderten Mega-Talents Freddy Adu und über Tugenden, die er von seinen Spielern erwartet - vor allem dann, wenn es gegen den Abstieg geht.

SPOX: Herr Gärtner, Ihre Mannschaft steht derzeit mit 20 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz, vom Relegationsplatz trennen sie drei Zähler. Glauben Sie - auch in Anbetracht Ihres schweren Schlussprogramms - noch an den Klassenerhalt?

Harald Gärtner: In zehn verbleibenden Spielen sind nun noch 30 Punkte zu vergeben. Wenn ich nicht überzeugt davon wäre, dass wir das packen, wäre ich hier falsch. Nicht umsonst haben wir die Kampagne "Aufholjagd 2011" gestartet, die von den Trainern, FC-Mitarbeitern, Fans und Spielern mitgetragen wird. Wir wissen aber, dass es schwierig wird und alle Kräfte gebündelt werden müssen.
Daten & Fakten
Harald Gärtner

Geboren 30. November 1968


Stationen als Aktiver:

* 1992-1994: Fortuna Düsseldorf
* 1994-1996: SV Meppen
* 1996-2000: Hannover 96
* 2000-2001: SSV Jahn Regensburg
* 2001-2002: SV Darmstadt 98


Stationen als Sportdirektor:

* Seit 2007: FC Ingolstadt 04



Der FC Ingolstadt im Steckbrief

SPOX: Stefan Leitl - ein Mittelfeldspieler - ist mit neun Treffern bester FC-04-Torschütze. Dann kommen Hofmann, Gerber und der verletzte Buchner mit jeweils drei Toren. Kamen die Neuverpflichtungen Caiuby, Edson Buddle und Artur Wichniarek zu spät, um den FC 04 noch zu retten?

Gärtner: Die vier Neuverpflichtungen - auch mit Marino Biliskov haben wir ja noch in der Defensive etwas getan - konnten ja erst innerhalb der Transferperiode im Winter geholt werden. Edson Buddle traf beim Debüt gegen Duisburg und bereitete gegen Bielefeld den wichtigen 1:0-Siegtreffer vor, aber insgesamt sehe ich bei unseren Neuen gute Ansätze. Jetzt muss einfach noch mehr Zählbares aus den Spielen geholt werden, und da sind alle Akteure gefordert.

SPOX: Wichniarek, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, ist wegen seines Rückenleidens derzeit nicht einsetzbar - wird er seine Karriere beenden oder kommt er in Ingolstadt noch zum Einsatz?

Gärtner: Artur Wichniarek trainiert seit letzter Woche mit der Mannschaft. Wir sind optimistisch, dass er uns in Kürze bei den Liga-Spielen helfen wird.

SPOX: Was muss sich ändern, damit der FC 04 den Klassenerhalt doch noch schafft?

Gärtner: Jeder Spieler muss in den Trainingseinheiten und im Spiel über 90 Minuten konzentriert arbeiten. Ich erwarte, dass unsere Jungs jetzt ihre persönlichen Interessen ablegen und alles für den Verein abrufen, was in ihnen steckt.

SPOX: Neben den tatsächlichen Winterneuverpflichtungen gab es das Gerücht, Zvjezdan Misimovic würde zu Ingolstadt wechseln. Wie kam es, dass dieses Gerücht direkt so ernst genommen wurde?

Gärtner: Die Ernsthaftigkeit, mit der Misimovic mit uns in Verbindung gebracht wurde, ehrt uns natürlich und beruht wohl auf der Konzernnähe zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC 04. Aber Fakt ist, Misimovic wäre finanziell nicht zu stemmen gewesen - und laut Statuten im Übrigen auch nicht spielberechtigt.

"Entsprechende Tugenden erwarte ich von einem Profi schlichtweg, das ist Voraussetzung."

Harald Gärtner



SPOX: Freddy Adu war mit dem FC 04 im Winter-Trainingslager, sein Transfer ist aber letztlich gescheitert. Warum spielt er jetzt in der zweiten türkischen statt in der zweiten deutschen Liga?

Gärtner: Freddy hätten wir nur mit Perspektive und daher über die Saison hinaus verpflichtet, da er nicht den Fitnessstand hatte, um uns sofort zu helfen. Da sein Verein Benfica Lissabon uns hier nicht entgegengekommen ist, hat sich der Wechsel zerschlagen.

SPOX: Sie haben ihn im Training beobachten können - warum hat ein so vielversprechendes Talent noch nicht den ganz großen Durchbruch geschafft?

Gärtner: Freddy ist bereits als Jugendlicher medial irrsinnig gepushed worden. Ich denke, es ist ganz schwierig für so einen jungen Spieler, damit klar zu kommen und die vielen Halbjahreswechsel bringen ein Talent auch nicht unbedingt weiter. Aber mit 21 Jahren hat er noch genügend Zeit sich durchzusetzen. Dabei wünschen wir ihm natürlich alles Gute.

SPOX: Seit Anfang der laufenden Saison spielt der FC Ingolstadt im neuen "Audi Sportpark". Das Stadion hat etwa 25 Millionen Euro gekostet und fasst etwa 15.000 Zuschauer. Im Schnitt kommen aber nur rund 7000. Hat sich der Stadionneubau dennoch gelohnt?

Gärtner: Mit einem Schnitt von rund 7200 pro Heimspiel haben wir den Schnitt gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Auch in der aktuellen, schwierigen Phase haben wir keinen Einbruch. Die Zuschauer kommen und halten zu uns - wir haben also eine wirklich tolle Fanbasis entwickelt. Der Audi Sportpark ist ganz einfach die Basis für Profifußball. Zudem kann die Arena auch für andere Zwecke wie Konzerte genutzt werden und ist damit für Ingolstadt und die Region eine Bereicherung.
Beim Zweitliga-Aufstieg war Harald Gärtner einer der gefeierten Männer
Beim Zweitliga-Aufstieg war Harald Gärtner einer der gefeierten Männer
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SPOX: Angenommen, der FC 04 steigt am Ende der Saison in die dritte Liga ab: Ist der Verein mit dem Audi-Sponsoring finanziell so abgesichert, dass er trotz des neuen Stadions noch eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz schicken kann?

Gärtner: Wir denken nach wie vor fest daran, dass unsere Mannschaft die 2. Liga halten kann. Sollte der Abstiegsfall eintreten, dann wird es uns wieder gelingen, das Beste aus unseren Mitteln zu machen. Fest steht, wir werden keine Harakiri-Aktionen fahren. Unsere Risiken werden wir genau kalkulieren.

SPOX: Wurden diesbezüglich schon Vorkehrungen getroffen - würden Spieler wie Caiuby, Görlitz, Kirchstein und Buddle, die noch Verträge bis 2012 bzw. 2013 haben, dem FC 04 auch in der dritten Liga erhalten bleiben?

Gärtner: Zu konkreten Personalien kann und werde ich derzeit keine Auskunft geben. Generell haben wir durch den späten Aufstieg durch die Relegation im Vorjahr einige Spieler im Kader, die sowohl für die 2. als auch 3. Liga Verträge haben. Wichtig ist, dass sich jetzt alle auf den Klassenerhalt konzentrieren.

SPOX: Ist der drohende Abstieg vielleicht auch eine Chance, alte Verträge los zu werden und mit einer neuen, jungen Mannschaft noch mal neu anzugreifen?

Gärtner: Wir machen jedes Jahr einen kleinen Umbruch - ligaunabhängig. Genauso wie der Verein muss sich eine Mannschaft entwickeln. Und dazu setzt man immer wieder neue Reizpunkte.

SPOX: Wie kommt es - abgesehen von der lokalen Verbundenheit - dass einer der weltgrößten Automobil-Konzerne sich einen noch nicht etablierten Zweitliga-Klub auf die Fahne schreibt?

Gärtner: Ich denke, Audi will die Region stärken und dokumentiert mit dem Engagement, dass man auch hier etwas entwickeln will. Dafür sind wir dankbar, denn sonst hätten wir uns in den sieben Jahren nicht so schnell entwickeln können. Wir haben in dieser Zeit mehr erlebt als viele Traditionsvereine. Mit unserer U23 spielen wir um den Aufstieg in die Regionalliga und unsere Jugendmannschaften bewegen sich in Richtung Bundesliga.

"Ohne Audi hätten wir uns in sieben Jahren nicht so schnell entwickeln können."




SPOX: Welche Rolle spielt dabei Peter Jackwerth (Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender des Aufsichtsrats, d.Red.)?

Gärtner: Ohne das Engagement und Herzblut, das Peter Jackwerth in den FC Ingolstadt 04 investiert hat, würde es auch heute noch keinen Profifußball in Ingolstadt geben.

SPOX: Das Projekt FC 04 sollte eigentlich bis in die erste Liga führen. Könnte es sein, dass Audi bei dauerhaftem Ausbleiben des sportlichen Erfolgs das Interesse am FC 04 verliert?

Gärtner: Die Bundesliga ist aktuell Träumerei - doch Träume sollte man versuchen zu realisieren, auch wenn wir uns zunächst dort etablieren wollen, wo wir aktuell spielen. Audi ist aus Überzeugung ein langfristiges Engagement eingegangen und zeigt damit, dass man an unsere Ziele in allen Bereichen glaubt. Für diese Ziele arbeiten wir jeden Tag hart. Audi hat nicht nur die Leistungsmannschaften im Visier, sondern sieht in uns auch einen wichtigen Beitrag für den Sport in Ingolstadt und seinem Umland - Damenmannschaften, Jugendförderung, Audi Schanzer Fußballschule, um hier Stichwörter zu nennen. Dadurch wird die Region sportlich noch attraktiver.

SPOX: Im Abstiegsjahr 2009 haben Sie sich vor die Mannschaft gestellt und von ihr gefordert, alle persönlichen Interessen abzulegen und alles für den Verein zu tun. Gab es eine solche Ansprache auch in der laufenden Saison schon?

Gärtner: Wir kommunizieren ständig. Entsprechende Tugenden erwarte ich von einem Profi schlichtweg, das ist Voraussetzung. Alle weiteren Ansprachen zählen zur Arbeit des Trainerteams.

SPOX: Als der FC 04 im Jahr 2009 bereits zwei Spieltage vor Saisonende abgestiegen war, forderten Sie dennoch vollen Einsatz bis zum Ende, um die Chancengleichheit den anderen Vereinen im Abstiegskampf gegenüber zu wahren. Vermissen Sie diesen Sportsgeist manchmal bei Ihren Kollegen in der Branche?
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Gärtner: Ich kann nicht für andere sprechen. Was mich betrifft, so erwarte ich von meinen Teams immer volles Engagement auf dem Platz und den absoluten Willen, das Spiel zu gewinnen. Egal in welcher Situation - das ist der Gedanke des Fairplay.

SPOX: Der FC 04 ist eine dieser Fahrstuhlmannschaften. Was bedeutet das für Sie persönlich? Haben Sie trotzdem Lust auf Ihren Job oder auch schon mal an einen Abschied gedacht?

Gärtner: Wieso Fahrstuhlmannschaft? Wir sind in sieben Jahren bisher genau einmal abgestiegen. Und wir werden auch in Zukunft nichts mit diesen Fahrstuhlmannschaften zu tun haben, weil wir uns mit unseren Mannschaften in den Ligen etablieren werden. Ich habe persönlich jeden Tag Lust auf meinen Job, weil er Spaß macht. Natürlich ist er im Erfolgsfall einfacher zu händeln als in der momentanen Situation. Aber das weiß man vorher und daher stehe ich in jeder Situation vorne dran und trage die Philosophie des Vereins nach außen. Als ich vor mehr als vier Jahren meine Arbeit hier aufgenommen habe, war mir klar: Die Entwicklung des Vereins und seine Etablierung ist kein kurzfristiges Engagement. Diese Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen, daher stellt sich für mich die Frage nicht.

Markus Offline



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12.03.2011 21:25
#7 Zoltan Stieber: Mr. Assist Antworten

Seine Obsession sind Vorlagen, seine Zukunft ist die Bundesliga: Alemannia Aachens Zoltan Stieber ist mit 14 Assists der mit Abstand beste Passgeber der 2. Liga - dementsprechend haben mehrere Bundeligisten bereits ihr Interesse bekundet. Der 22-jährige Ungar über seine Ausbildung bei Aston Villa, Verlockungen im Sommer und die harte Kritik von Trainer Peter Hyballa.

SPOX: Nach dem 1:2 beim Vorletzten Ingolstadt war Trainer Peter Hyballa tief enttäuscht und warf der Mannschaft eine naive Spielweise vor. Fühlen Sie sich angesprochen?

Zoltan Stieber: In Ingolstadt hat nichts geklappt und mir ist unerklärlich, wie wir das Spiel verloren haben, obwohl wir nach zwei Minuten in Führung gingen und alles unter Kontrolle hatten. Auch für mich persönlich war es - ich muss es so sagen - ein scheiß Tag.
Daten und Fakten
Zoltan Stieber

Geboren am 16. Oktober 1988 in Budapest

Position:

* Linksaußen


Stationen in der Jugend

* bis 2005: Ujpest Budapest
* 2005-2007: Aston Villa


Stationen als Aktiver

* 2007-2009: Aston Villa Reserve
* 2007-2008: Yeovil Town (Ausgeliehen)
* 2008-2009: Aston Villa
* 2009-2010: TuS Koblenz
* Seit 2010: Alemannia Aachen



Zoltan Stieber im Steckbrief



SPOX: Mit 14 Vorlagen sind Sie der mit Abstand beste Assistgeber der 2. Liga, Hyballa geht jedoch sehr kritisch mit Ihnen um. Gegenüber SPOX sagte er: "Mit den Leistungen in der Rückrunde hat Zoltan in der Bundesliga nichts zu suchen."

Stieber: Der Trainer ist ein Mann deutlicher Worte, und ich als Profi muss selbstverständlich damit umgehen. Klar, 14 Assists klingen gut, aber in einem Spiel wie in Ingolstadt wird auch mir bewusst, woran ich arbeiten muss und dass ein paar gute Partien nicht reichen. Ich muss konstanter werden, ich muss an meiner Technik arbeiten und ich muss zielstrebiger spielen. Ich muss insgesamt mehr machen.

SPOX: Sie sind also nicht sauer auf Hyballa?

Stieber: Im Gegenteil: Mit seiner Zielstrebigkeit ist er genau der richtige Trainer für die Mannschaft und für mich. Er hat die richtige Position für mich gefunden, indem er mich aus dem linken Mittelfeld in den Sturm vorgezogen hat, davon profitiere ich enorm. Dafür kann ich mich bei ihm nur bedanken und ich versuche, sein Vertrauen mit besseren Leistungen zurückzuzahlen.

SPOX: Trotz der Hyballa-Kritik liest sich Ihre Rückrunden-Bilanz sehr ordentlich: acht Spiele, sechs Scorer-Punkte - weswegen es nicht verwundert, dass Stuttgart, Kaiserslautern und Mönchengladbach an Ihnen interessiert sind. Aachens Manager Erik Meijer zeigt sich gegenüber SPOX verhandlungsbereit: "Wir sind kein Verein, der ein gutes Angebot einfach ablehnen kann." Verlassen Sie im Sommer die Alemannia?

Stieber: Ich bekomme über das Internet und die Zeitungen mit, dass sich einige Klubs offenbar mit mir beschäftigen. Das spielt für mich aber keine große Rolle, ich konzentriere mich auf die tägliche Arbeit im Training.

SPOX: Sie schließen einen Wechsel demnach nicht aus? Ihr Vertrag läuft bis 2012.

Stieber: Klar ist: Ich fühle mich bei der Alemannia sehr wohl und ich bin überzeugt, dass der Mannschaft die Zukunft gehört. Aber natürlich möchte ich persönlich irgendwann einmal in der Bundesliga spielen.

"Ich bekomme über das Internet und die Zeitungen mit, dass sich einige Klubs offenbar mit mir beschäftigen."

SPOX: Sie wurden dreieinhalb Jahre bei Aston Villa ausgebildet und wechselten Anfang 2009 nach Koblenz, weil Ihnen bei Villa die Perspektive für das Profiteam gefehlt hat. Waren Sie damals zu ungeduldig - und könnten in diesem Sommer womöglich den gleichen Fehler begehen?

Stieber: Natürlich denke ich darüber nach, was hätte sein können. Andererseits war es mir als damals 20-Jährigem sehr wichtig, jedes Wochenende Spielpraxis zu bekommen. Und als sich zufällig die Möglichkeit mit Koblenz ergab, entschloss ich mich zum Wechsel in die 2. Liga. Das erste halbe Jahr war auch sehr erfolgreich, die letzte Saison hingegen war ein Reinfall mit vielen Verletzungen und dem Abstieg in die 3. Liga. Aber wenn ich nicht nach Koblenz gegangen wäre, hätte ich wohl nie die Aufmerksamkeit von Aachen auf mich gezogen. Von daher hatte am Ende doch alles etwas Gutes.

SPOX: Wie sind Sie als Teenager von Ungarn zu Aston Villa gekommen?

Stieber: Ich habe bei einem Spiel der ungarischen U-15-Nationalmannschaft einen englischen Beobachter überzeugt, daraufhin absolvierte ich Probetrainings bei Manchester United und dem FC Arsenal. Weil ich jedoch bei meinem Heimatverein Ujpest Budapest noch ein Jahr unter Vertrag stand, musste ich eine Saison warten. 2005 ergab sich daraufhin die Möglichkeit mit Villa, wo ich mittelfristig größere Chancen sah, es in die Premier League zu schaffen. ManUnited und Arsenal sind ein Traum für jeden Jugendlichen, aber mir war damals schon klar, dass es noch schwieriger werden würde als bei Villa.

SPOX: Mit leichter Verzögerung gelang Ihnen der Durchbruch im Profifußball, dennoch lässt das Debüt in der ungarischen Nationalmannschaft auf sich warten. Warum?

Stieber: Die Scouts des Verbands sind häufig bei der Alemannia vor Ort, aber mein Problem ist, dass ausgerechnet meine Position am linken Flügel mit Eindhovens Star Balazs Dzsudzsak und Vladmir Koman von Sampdoria am besten besetzt ist. Dennoch hoffe ich, dass ich bald nominiert werde.

Markus Offline



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13.03.2011 19:43
#8 Kastratis Verletzung überschattet Spieltag Antworten

Ein furchtbarer Unfall in Cottbus hat am Sonntag die 2. Bundesliga schockiert. Beim 2:0 (0:0)-Sieg von Energie gegen den VfL Osnabrück stieß der Osnabrücker Angreifer Flamur Kastrati in der 80. Minute bei einem Zweikampf unglücklich mit seinem Gegenspieler Markus Brzenska zusammen und sackte regungslos zu Boden.


Schiedsrichter Marc Seemann unterbrach das Spiel für zwölf Minuten, bevor der zeitweise bewusstlose Kastrati mit dem Krankenwagen vom Platz gefahren wurde.

"Er hat einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, war schon in der Luft bewusstlos. Er war während der Unterbrechung immer wieder bewusstlos. Man hat ihm eine Halskrause angelegt. Man hat wohl bis auf die Tribüne gehört, was für Schmerzen er hatte, als er auf die Trage gelegt wurde", sagte VfL-Trainer Karsten Baumann: "Wir hoffen, dass alles gut ausgeht."

"Das ist ein Schicksalsschlag"

VfL-Manager Lothar Gans erklärte, dass Kastrati eine Halswirbelsäulenverletzung erlitten habe. "Man merkt, wie unwichtig in solchen Situationen ein Fußballspiel sein kann", sagte Gans. Kastrati hatte noch auf dem Spielfeld einen Tropf gelegt bekommen. Unmittelbar vor seinem Abtransport war er nach Augenzeugenberichten angeblich wieder ansprechbar und bewegungsfähig. Am Nachmittag sollte eine Computertomographie näheren Aufschluss über die Verletzung geben.

"Das ist ein Schicksalsschlag. Eigentlich wollten wir nicht mehr weiterspielen", sagte Osnabrücks Abwehrspieler Angelo Barletta, und auch Energie-Torwart Thorsten Kirschstein war schockiert: "Ich habe so etwas auf dem Fußballplatz noch nie erlebt. Wir freuen uns zwar über den Sieg, sind in Gedanken aber bei Kastrati."

Das Ergebnis in Cottbus geriet ebenso in den Hintergrund wie die übrigen Spiele am Sonntag. Nach Toren von Nils Petersen (56. per Foulelfmeter) und Uwe Hünemeier (60.) hielt Cottbus Kontakt zu den Aufstiegsrängen.

Bochum wahrt die Chance

Auch der VfL Bochum wahrte die Chancen auf den Aufstieg. Bochum gewann nach einem Elfmeterkrimi mit 3:1 (1:1) bei Alemannia Aachen und kletterte auf den Relegationsplatz. Der Tabellenzweite FC Augsburg hatte am Samstag durch eine Nullnummer bei Union Berlin den vorübergehenden Sprung an die Spitze der 2. Bundesliga verpasst.

Am Aachener Tivoli profitierte Bochum von zwei verschossenen Elfmetern der Alemannia. Zunächst parierte VfL-Torhüter Andreas Luthe (61.) einen Strafstoß von Marco Höger. Zwei Minuten später vergab Benjamin Auer die Möglichkeit vom Punkt - der Ball sprang von der Unterkante der Latte auf die Linie und von dort wieder ins Feld.

Besser machte es beim VfL Marcel Maltritz, der einen Foulelfmeter (85.) zum 3:1-Endstand verwandelte. Zuvor hatten Mimoun Azaouagh (15.) und Ümit Korkmaz (55.) für die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel getroffen. Nach dem 13. Spiel in Folge ohne Niederlage reifen die Träume von der direkten Rückkehr ins Oberhaus. Tolgay Arslan (26.) gelang nur der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich für die Alemannia, die in der Schlussphase nach einer Gelb-Roten Karte gegen Tobias Feisthammel (73.) in Unterzahl auskommen musste.

1860 siegt gegen Lienens Arminia

Im dritten Sonntagsspiel gewann 1860 München mit 3:0 (1:0) beim abgeschlagenen Schlusslicht Arminia Bielefeld. Christopher Schindler (13.), Stefan Aigner (63.) und Kevin Volland (83.) trafen für die "Löwen".

Augsburgs Trainer Jos Luhukay war trotz der verpassten Tabellenführung nach dem 0:0 am Samstag bei Union Berlin nicht unzufrieden. "Es war ein gerechtes Remis. Wir haben in der Defensive sehr wenig zugelassen, konnten uns selbst aber auch nicht entscheidend durchsetzen", sagte der Niederländer: "Jetzt haben wir wieder ein Heimspiel, da muss ein Sieg her."

Beim FCA hatte der zuletzt verbannte Michael Thurk den erkrankten Top-Torjäger Nando Rafael ersetzt. Große Akzente konnte Thurk jedoch nicht setzen. Mit 51 Punkten liegt Augsburg einen Zähler hinter Spitzenreiter Hertha BSC. Die Hauptstädter treten am Montag im Spitzenspiel bei der SpVgg Greuther Fürth an.

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